Pannenhilfe
Nicht unwahrscheinlich ist es, dass man unterwegs mit dem Moped auch mal „liegen bleibt“.
In dieser Situation gilt es nun mit wenig Werkzeug den technischen Defekt zu finden
und diesen so zu beseitigen, dass zumindest eine Weiterfahrt bis zur nächsten Werkstatt möglich ist.
Die folgende Auflistung soll unterwegs bei einer Panne helfen.
Generell ist es sehr wichtig, immer etwas Bordwerkzeug (am besten das Originale,
wie es etwa bei Kreidler erhältlich war/ist) dabei zu haben. Dazu gehören zum Beispiel Zündkerzenschlüssel,
sowie einige Ersatzteile.
Der Motor stirbt während der Fahrt ab
Zündung
Wenn der Motor plötzlich ausgeht, ist es wahrscheinlich, dass die Zündkerze bzw.
die Zündung ihrer Funktion nicht mehr nachkommt. Hier gilt es nun den Zündfunken zu überprüfen:
- Mit einem passenden Zündkerzenschlüssel schraubt man die Zündkerze heraus. Vorsicht:
Die Zündkerze und der Stecker sind eventuell heiß!
- Nun steckt man die herausgeschraubte Zündkerze in den Stecker und hält sie an den Zylinder,
sodass die Zündkerze Masse bekommt.
- Jetzt betätigt man den Kickstarter. Wichtig dabei ist es, dass die Zündung eingeschaltet ist
und man die Zündkerze am Zündkabel hält, da man sonst in Gefahr schwebt, einen heftigen Stromschlag zu kassieren.
Im Bestfall sollte die Zündkerze einen Funken bilden (Je blauer, desto besser. Ist der Zündfunke weiß,
weißt die Zündung wahrscheinlich einen Defekt auf.)
- Sollte die Zündkerze keinen Funken beim Betätigen des Kickstarters erzeugen, so ist diese entweder defekt
oder das Problem liegt tiefer (Zündkerzenstecker, Zündkabel, Kondensator, Unterbecher).
- Sollte die Zündkerze keinen Funken beim Betätigen des Kickstarters erzeugen, so sollte man diese zunächst reinigen.
Das Reinigen einer Zündkerze geschieht mit einer kleinen Drahtbürste.
Es empfiehlt sich jedoch eher eine neue Ersatzzündkerze dabei zu haben und diese auf einen Funken zu testen.
Funktioniert diese, kann man die Zündkerze wieder einschrauben und mit dem Stecker verbinden. Wichtig!
Die Zündkerze nicht zu fest anziehen, da man sonst das Gewinde im Zylinderkopf, speziell wenn dieser warm ist,
schnell zerstören kann!
- Falls es mit der neuen Zündkerze auch keinen Funken gibt, sollte man das Zündkabel folgendermaßen überprüfen.
Man dreht den Zündkerzenstecker gegen den Uhrzeigersinn ab, sodass man nur noch das blanke Kabel hat.
Dieses hält man dann, wie beim Zündkerzenfunktionstest, gegen den Zylinder und betätigt den Kickstarter.
Erhält man einen Funken, so ist der Zündkerzenstecker defekt. Kommt kein Funke, so liegt ein Defekt in der Zündung vor,
welcher sich vor Ort eher schlecht beheben lässt.
Benzinversorgung
Ein Fehler in der Benzinversorgung (vor allem -Vergaser-) äußert sich während der Fahrt
durch Leistungsverlust, sowie ein langsames Absterben des Motors.
- Als Erstes sollte man überprüfen, ob noch Benzin im Tank ist. Das mag zwar doof klingen,
doch so was passiert öfters als man denkt. Gerade bei hohem Spritverbrauch durch einen technischen Defekt
kommt ein leerer Tank schon mal vor.
- Im Tankdeckel ist meist ein Löchlein durch das der Tank sich entlüften kann, die sog. Tankentlüftung.
Man sollte sicherstellen, dass diese frei ist und kein Vakuum im Tank herrscht, ansonsten fließt kein Sprit.
Um dies zu überprüfen, dreht man ganz langsam den Tankdeckel auf. Ist ein leises Zischen zu hören,
ist die Tankentlüftung verstopft.
- Die Überprüfung des Benzinflusses ist ganz leicht. Einfach den Spritschlauch bei geschlossenem Benzinhahn abziehen
und kurz den Benzinhahn öffnen: Fließt Sprit ist alles gut. Wenn nicht, ist es wahrscheinlich,
dass der Benzinhahn verstopft ist (oft verursacht durch Rost im Tank). Eine Reinigung des Benzinhahns
ist aufgrund des Tankinhalts in der freien Natur verboten!
- Der Benzinschlauch sollte keine Knicke haben.
Reinigen des Vergasers
- Dies geschieht bei verschiedenen Vergasermodellen immer anders. Daher ist es sinnvoll, sich vor einer längeren Fahrt
über das Zerlegen und Einstellen des jeweiligen Vergasermodells zu informieren. Für Bing-Modelle erhält man
bei Bing alle nötigen Informationen.
- Ist man unterwegs wird der Vergaser so weit zerlegt, dass man die Hauptdüse herausschrauben kann.
In dieser befindet sich im besten Falle etwas Dreck, welcher sich mit einer Nähnadel und etwas Puste
(im Notfall auch mit einem Ohrring der Freundin) entfernen lässt.
- Ein professionelles Reinigen des Vergasers, etwa mit Diesel oder in einem Ultraschallbad ist in der Regel
unterwegs nicht möglich. Daher empfiehlt es sich nach dem Auspusten der Hauptdüse zu Hause den Vergaser
einer ordentlichen Reinigung zu unterziehen. Ein Vergaser hat viele kleine Kanäle, welche sich während der Fahrt
nicht reinigen lassen, daher ist das Reinigen während der Fahrt immer so eine Sache und hat keine Erfolgsgarantie.
Im schlimmsten Fall muss man eine Werkstatt aufsuchen.
- Ist die Hauptdüse ausgeblasen, baut man den Vergaser wieder zusammen und montiert ihn wieder am Moped.
Reinigen des Luftfilters
- Hat man durch die Reinigung des Vergasers keinen Erfolg, sollte man noch den Luftfilter überprüfen.
Es kann vorkommen, dass dieser verstopft ist und daher zu wenig Luft durchlässt. Zunächst sollte man den Luftfilter
ausbauen und das Moped versuchen zu starten. Läuft der Motor wieder liegt es am verstopften Luftfilter, der gereinigt werden muss.
Falls der Luftfilter sich nicht richtig reinigen lässt, kann man auch ohne Luftfilter die Fahrt fortsetzen.
Dies ist aber mit Vorsicht zu genießen, da Schmutz ungehindert vom Vergaser angezogen und in den Zylinder weitergeleitet wird
(Gefahr eines Motorschadens).
Zylinder, Kolben etc.
Hat der Motor während der Fahrt einfach gestoppt, sodass das Hinterrad blockiert, hat man mit großer Wahrscheinlichkeit einen Motorschaden.
- Es ist möglich, das der Motor während der Fahrt einen sog. Kolbenfresser bzw. Klemmer hatte.
Um dies zu überprüfen, muss man den Zylinderkopf und Zylinder demontieren. Dazu entfernt man die Zündkerze,
sowie den Vergaser und den Auspuff. Vorsicht, diese Teile werden während der Fahrt sehr heiß! Nun löst man mit einem
passenden Werkzeug (bei vielen Mopeds: 10er Steckschlüssel) die 4 Schrauben am Zylinderkopf. Dann lässt sich der Zylinderkopf
problemlos abziehen.
Sollte dieser in der Brennkammer Kratzspuren oder sonstige Beschädigungen aufweisen, so kann man sicher sein,
dass sich ein Lager bzw. Kolbenring in seine Bestandteile aufgelöst hat. Diese Teile haben dann zwischen Kolben und Zylinder
einen Totalschaden ausgelöst. Eine weitere Demontage kann man sich in der Regel sparen. Der Motor darf auf keinen Fall
mehr bewegt werden, sondern muss repariert werden.
- Sind solche Beschädigungen nicht vorhanden, betätigt man vorsichtig (!!!) den Kickstarter und beobachtet die Bewegung
des Kolbens. Sollte sich dieser nicht bewegen lassen, Finger weg, der Motor hat dann wahrscheinlich gefressen (siehe Bilder).
Bewegt sich der Kolben leichtgängig und ohne Kratzgeräusche, begutachtet man die Lauffläche auf Riefen und sog. Klemmspuren (siehe Bild).
Sind die Lauffläche, sowie der Kolben in einem akzeptablen Zustand, d.h. die Riefen und Klemmspuren dürfen sichtbar,
aber nicht mit dem Finger spürbar sein, kann man die Fahrt fortsetzen.
In der heimischen Werkstatt sollte man auf jeden Fall nach der Ursache für den Kolbenklemmer suchen.
Sind die Riefen spürbar, ist die Beschädigung am Zylinder zu groß für die Weiterfahrt.
Platter Reifen
Ein während der Fahrt Luft verlierender oder platter Reifen äußert sich durch schwammiges Fahrverhalten.
Dieser Fehler sollte sofort behoben werden:
- Zum einen gibt es das klassische Flickzeug, welches in jedem Fahrradladen zu bekommen ist.
Eine Anleitung zur Anwendung wird stets mitgeliefert. Man sollte jedoch einen Reifenabzieher dabei haben,
um den Mantel zu demontieren.
- Dann gibt es noch neumodische Reifenpannensprays, welche man durch das Ventil in den Reifen einflößt.
Diese funktionieren ebenfalls prima, jedoch sollte man die Schweinerei bedenken, die beim späteren Wechsel
des Schlauches auftritt.
- Ist der Reifen repariert, sollte man darauf achten den Bremszug wieder einzuhängen,
sowie beim hinteren Reifen die Kette neu zu spannen.
Kettenriss bzw. -defekt
- Die Kette an sich ist ein stabiles Bauteil (bei entsprechender Schmierung und Pflege).
Ein Reißen während der Fahrt ist selten und lässt sich auch vermeiden.
Reißt die Kette doch einmal ist nur Abhilfe mit einer Ersatzkette zu schaffen.
- Hat man eine passende Ersatzkette zur Hand (Diese sollte im Voraus auf die richtige Länge gekürzt werden,
da neu gekaufte Ketten zu 99,9% zu lang sind.), ist der Wechsel ganz leicht.
- Zuerst muss man den Kettenkasten entfernen, um Zugang zur Kette zu haben. Danach löst man die Kettenspanner am Ende
der Schwinge, sodass die Kette durchhängt. Bevor man nun die Kette abnimmt, öffnet man das Kettenschloss
mit einem Schraubenzieher. Dazu muss man das Blättchen, welches durch einen Federeffekt auf der Kette gehalten wird,
runterschieben. Anschließend kann man das Kettenglied einfach lösen, sodass die Kette nun geteilt ist.
Jetzt einfach die Kette runternehmen und verstauen. Sie wird nicht mehr gebraucht (Anmerkung:
wenn die Kette gerissen ist, braucht man das Kettenschloss natürlich NICHT extra zu öffnen.).
- Nun nimmt man die neue, passende Kette, fädelt sie auf das Ritzel und schließt im umgekehrten Verfahren wie oben
das Kettenschloss. Ist die Kette montiert, muss noch die Kette neu gespannt werden.
(Beachten: Im eingefederten Zustand, also mit Fahrer, spannt sich die Kette noch ein wenig, daher nicht zu stramm einstellen.)
Danach den Kettenkasten und die anderen Anbauteile wieder montieren.
Maßnahmen um eine Panne zu vermeiden
Pannen wie ein platter Reifen oder eine gerissene Kette lassen sich durch Vorsorge vermeiden.
Daher hier noch ein paar Tipps, damit man auch an heißen Tagen am Straßenrand einen kühlen Kopf bewahren
oder erst gar nicht halten müssen:
- Vor einer großen Ausfahrt sollte man immer eine kleine Ausfahrt (etwa 50 – 75 km) unternehmen, denn manche Fehler,
wie ein defekter Kondensator, treten erst bei Betriebstemperatur auf.
- Auf Anzeichen achten: Eine Kette, die bald ihren Geist aufgibt, klemmt schon an manchen Gliedern und knackt.
Ein Reifen, der schon Risse hat, sollte vorher gewechselt werden (inkl. Schlauch!).
- Alles, was die ganze Zeit „irgendwie“ funktioniert hat, wie etwa das Rücklicht, das schon seit einiger Zeit flackert,
aber immer noch tut, sollte repariert werden.
Werkzeug, das nützlich ist
- Generell muss man selbst abschätzen, was man für welche Strecke mitnimmt. Ein Polradabzieher macht auf einer 50 km Ausfahrt
weniger Sinn. Sind es jedoch 500 km wäre es zu empfehlen einen mit zu nehmen (außer man hat eine elektrische Zündung verbaut).
- Ein Reifenpannenset sollte immer dabei sein. Ob dies nun Flickzeug oder ein Spray ist, muss jeder für sich selbst
entscheiden.
- Daraus folgt auch, dass man auf jeden Fall einen Schlitz- und einen Kreuzschraubendreher, sowie Maulschlüssel
zum Radwechsel dabei haben sollten. In dem Fall lohnt es sich, daheim eine Pannensituation zu simulieren um zu sehen,
welches Werkzeug man benötigt. So ist man auf der sicheren Seite.
- Einen Zündkerzenschlüssel, sowie eine Zange, um zum Beispiel die heiße Zündkerze zu halten.
- Ein paar Ersatzteile, wie eine Zündkerze, Seilzüge oder einen Kondensator bei Kontaktzündungen.
- Glühbirnchen als Ersatz für Scheinwerfer, Rücklicht etc.
- Lüsterklemmen, Kabelbinder etc.
- Verbandszeug kann nie schaden.
- Praktisch ist es auch Kaugummis dabei zu haben. Zum einen kann man durch Kauen Stress abbauen und
zum anderen eignet sich Kaugummi super zum Abdichten (natürlich nur provisorisch) von Teilen (Krümmer, Scheinwerfer etc.).
Das sind nur ein paar allgemeine Dinge, denn generell muss man sein Werkzeug auf jede Ausfahrt neu abstimmen.
Hier noch ein Beispiel für das Werkzeug, das man bei einer Simson dabei haben sollte.
Neben den Standardsachen wie Zündkerze oder Reifenabziehern darf auch der Hakenschlüssel
zum Festziehen des Krümmers nicht fehlen, da sich dieser während der Fahrt gern mal löst.